Narrenzunft Sunthausen e.V.

Mitglied der Schwarzwälder Narrenvereinigung e.V.

 

Geschichte

Eine erste Erwähnung findet Sunthausen im Jahre 895. Zu dieser Zeit befand sich
Alemannien bereits im Bund des großen fränkischen Reiches. Die Dörfer Sundhusa
(Sunthausen) und Suaninga (Schwenningen) waren ursprünglich Eigentum des
Ortsadligen Chunimunt, dessen oppositionelle Einstellung ihn jedoch letztendlich
sämtlichen Besitz und wohl auch sein Leben kostete.
Am 17. Februar 895 schenkte der ostfränkische König Arnulf, während er sich auf
einem Feldzug in Italien befand, diese Besitzungen seinem Kanzler Ernst. Dieser
entstammte dem niederen Adel und war ein Dienstmann des Grafen von
Wartenberg.

Durch das Wartenberger Erbe im Jahre 1321 ging Sunthausen in den Besitz des
Geschlechts der Fürstenberger über, das seinen Stammsitz dorthin verlegte. Am 15.
Juni 1372 übertrug Graf Heinrich von Fürstenberg die Hälfte des Dorfes mit allen
Einwohnern und Rechten seiner Gemahlin Sophie, Gräfin von Zollern.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts deutete sich bereits der Niedergang des
Geschlechts der Sunthauser an, bis es schließlich 1548 endgültig ausstarb. Durch
Notverkäufe gelangten immer mehr der auf der Baar liegenden Besitzungen in die
Hände anderer Herren, vor allem der Grafen von Fürstenberg, deren Macht und
Einfluß auf das Gebiet der Ostbaar stetig anwuchs.
Der soziale und geistige Wandel, der ab dem 15. Jahrhundert in Deutschland um
sich griff, erreichte auch die ländlichen Siedlungen. Der Untergang des Rittertums im
ausgehenden Mittelalter verschärfte Not und Elend der ansässigen Bauern. Die
verarmten Rittergeschlechter versuchten, ihren Niedergang durch die Erhöhung der
landwirtschaftlichen Abgaben aufzuhalten. Die Unzufriedenheit der bäuerlichen
Bevölkerung wuchs und erfuhr durch Martin Luthers Forderung nach „der Freiheit
des Christenmenschen“ weiteren Aufschwung. Zum endgültigen Aufstand der Bauern
kam es 1524. Nach blutigen Auseinandersetzungen gelang dem Adel die
Niederschlagung des Aufruhrs, die unfreie Stellung der Landbevölkerung blieb
bestehen.

Im Jahre 1536 führten die Württemberger in ihrer Hälfte des Dorfes die Reformation
ein. Von diesem Zeitpunkt an standen sich zwei Konfessionen und zwei politische
Weltanschauungen in Sunthausen gegenüber.
Die Rheinbundakte vom 12. Juni 1806 führte zur Auflösung des Heiligen Römischen
Reiches Deutscher Nationen und bereitete den meisten deutschen Fürstentümern,
darunter das der Fürstenberger, ein Ende. Napoleon teilte Südwestdeutschland in
die Länder Baden, Württemberg und Hohenzollern auf. So wurde Sunthausen, seit
1321 fürstenbergisch und seit 1372 zur Hälfte hohenzollerisch, badisch.
Trotz der Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern zu Beginn des 19. Jahrhunderts
besserte sich deren wirtschaftliche Lage nicht. Die Auswirkungen der Revolution von
1848 traten in dem kirchlich wie politisch gespaltenen Sunthausen besonders zutage.
Nach deren Niederschlagung sahen sich viele Einwohner des Dorfes wegen der
weiterhin vorherrschenden wirtschaftlichen Trostlosigkeit gezwungen, ihre Heimat zu
verlassen und nach Amerika auszuwandern.

Die beiden Weltkriege forderten auch aus der Sunthauser Bevölkerung ihre
Todesopfer. Zwischen 1914 und 1918 fielen 35 Kriegsteilnehmer des Dorfes. Im
Zweiten Weltkrieg starben 45 Menschen in den Kriegswirren. Gegen Ende des
Krieges im April 1945 wurde das Dorf von französischen Flugzeugen bombardiert,
wobei vor allem die Kirche schwere Schäden erlitt.
Ab der Mitte der 60er Jahre erfuhr die Entwicklung des Dorfes einen Aufschwung.
Die erstmalige Möglichkeit, Grundstücke für Bauvorhaben in Besitz zu nehmen,
führte zu einer Verdreifachung der Gebäudeanzahl auf Sunthauser Gemarkung. Am
1. Januar 1972 schließlich kam es zur Eingemeindung Sunthausens nach Bad
Dürrheim.

Die Entstehung der ersten Sunthauser Narrenzunft kann nicht als die Geburtsstunde
der Sunthauser Fasnet bezeichnet werden. Seit eh und je fand auch in Sunthausen
alljährlich während der fünften Jahreszeit buntes Narrentreiben statt. Allerdings
bestand ein entscheidender Unterschied im Vergleich zu anderen Dörfern auf der
Baar. Sunthausen verfügte weder über eine richtige Narrenzunft noch über eine
ortsbezogene Fasnetsfigur.
Diesem Mangel ein Ende zu bereiten machten sich neun junge Frauen und Männer
zur Aufgabe. Initiator und treibende Kraft war dabei vor allem Dieter Merz aus
Sunthausen. Mit dem Ziel, eine Narrenfigur mit einem Bezug zur Umgebung zu
verwirklichen, gründeten sie am 1. Oktober 1982, nach Rücksprache mit der
Führungsspitze der Narrenzunft Bad Dürrheim, die „Kötach-Buure“.
Mit der Hilfe Jürgen Hohls aus Weingarten und dem kulturellen Beistand der
Vereinigung der schwäbisch-alemannischen Narrenzünfte entstand schließlich ein
Weißnarr in abgeänderter Form, bei dem sich der dörfliche Charakter und die
Kleidung der Altvorderen des 19. Jahrhunderts widerspiegelt.
Der „Kötach-Buur“ verkörpert den typischen Baaremer Bauern:
Das Häs ist aus grobem bräunlichen Leinen gefertigt und weist
landschaftsbezogene, in Pastelltönen gehaltene Motive aus. Die Jacke zeigt
Kartoffeln und Kartoffelkraut mit Blüte, auf der Baar als „Herdepfel“ und „Schlüte“
bekannt. Auf den beiden Ärmeln befindet sich ein Weidenkorb, die Rückenpartie
bedeckt die alte Sunthauser Mühle.

Die Hose zieren ebenfalls Kartoffeln, hinzu kommt ein Schweinchen als Symbol für
die weitverbreitete Schweinezucht auf der als „Suländle“ bekannten Ostbaar.
Der „Kötach-Buur“ trägt eine aus Lindenholz geschnitzte Maske mit einem
freundlichen, verschmitzten und offenen Bauerngesicht. Als Kopfbedeckung dient
ihm das Schnurkäpple, ein Trachtenstück, das die Baaremer Bauern früher an Sonnund
Feiertagen zum Besuch im Wirtshaus trugen. Es wird von einem Fuchsschwanz
geschmückt, dem Symbol für die Freiheit und Schläue der Narren.
Vervollständigt wird das Häs durch handgestrickte Socken und handgeflochtene
Strohschuhe. Als auffallendes Detail kommt noch das obligatorische rot-weiß
getupfte Schnupftuch dazu.
Das Gschell des „Kötach-Buur“ ist aus Holz gearbeitet. Dazu trägt er die „Haue“ mit
sich herum, eine kurzstielige Holzhacke.
„Links und rechts en Weidekorb und hine druf e Mühlehus
Fuchsschwanz, Sacktuech, brune Huet, jetzt sag au mol, wer sieht so us?
Sieli und Herdepfelhacke, schelle duets bis tief i´d Naacht,
jo, ihr Liet, es isch so wiet: de Kötach Buur durch d´Fasnet zieht.“
(Refrain des Narrenliedes der „Kötach-Buure“)
1991 erhielt der „Kötach-Buur“ Unterstützung, indem zwei „Knechte“ als neue
Fasnetsfigur in die Narrenzunft aufgenommen und ihm zur Seite gestellt wurden.
Außerdem wurde die neue Zunftfahne vorgestellt.
Weitere fünf Jahre mußte der „Buur“ noch warten, bis seine Einsamkeit ein Ende
fand und er endlich eine Frau bekam. Als weitere Narrenfigur wurde 1996 das
„Sunthauser Buurewieb“ in die Zunft aufgenommen. Dabei mußten zuerst einige
Probleme überwunden werden. Nach der Betrachtung verschiedener
regionsbezogener Trachten als Anregung für die Häsgestaltung, kam die Zunft zu
dem Schluß, daß die damalige Bekleidung der Frauen nicht zum „Kötach-Buur“
paßte. Nach Einholung einiger Ratschläge Jürgen Hohls, des „Vaters“ des „Kötach-
Buur“, wurde schließlich doch eine geeignete Lösung gefunden:
Das „Wieb“ ist ein dem „Kötach-Buur“ angelehnter Weißnarr. Es trägt einen langen
weinroten Rock sowie einen weißen Unterrock und eine gelbe Schürze mit den
typischen Applikationen von Kartoffelkraut, Schweinen und Kartoffeln, dazu eine
grüne Bluse mit gelben Manschetten.

Der traditionelle Sonnenschutz, den die Bäuerinnen im Sommer auf dem Feld trugen,
bildet die Kopfbedeckung des „Buurewiebs“. Sie besteht aus einer weinroten, mit
schmalen gelben Streifen abgesetzten Maskenhaube. Darüber kommt ein blaues
Kopftuch mit eingenähtem Schatten. Darauf ist ein Tragekissen aufgenäht.
Strohschuhe und selbst gestrickte gelb-grün-beige geringelte Strümpfe
vervollständigen die Kleidung der Bäuerin. Als zusätzliche Accessoires besitzt sie
einen geflochtenen Weidenkorb und einen Schirm.
Das Gesicht der geschnitzten Lindenholzmaske weist ähnliche verschmitzt lächelnde
Gesichtszüge auf wie der „Buur“ selbst.

Die Fasnetsaison in Sunthausen beginnt am Dreikönigstag mit dem „Häsabstauben“.
Die kritischen Blicke der Häsprüfer begutachten den Zustand der Narrenkleider,
wobei Lob und Tadel eng beieinanderliegen. Im Anschluß daran wird im Wirtshaus
„Lehre-Post“ die traditionelle Kartoffelsuppe aufgetischt und das Programm für die
kommende Fasnet vorgestellt. Zur Einstimmung auf die bevorstehende närrische Zeit
ziehen mit Frack und Zylinder sowie mit einem Bauchladen ausgestattete
Zunftmitglieder durch das Dorf, um verschiedene nützliche Kleinigkeiten zu
verkaufen. Am darauffolgenden Samstag wird der Dorfplatz und ein Teil der
Ortsdurchfahrt kreuz und quer mit Bändern überspannt, an denen tausende von
bunten Stoffstreifen hängen. Dieses imposante Bild zeigt sich jedem Durchreisenden
und weist Sunthausen als närrische Hochburg aus.

Die folgende Zeit bis zum Schmotzigen Dunschtig überbrücken die „Kötach-Buure“
mit der Teilnahme an einigen Umzügen und Brauchtumsabende in der Region.
Außerdem findet am Samstag davor alljährlich die Sunthauser Vereinsfasnet statt.
Alle Vereine und sonstigen Gruppen des Dorfes bieten den Zuschauern ein
närrisches Programm mit Tänzen und anderen Darbietungen sowie Büttenreden über
die wichtigen Geschehnisse im Ort während des vergangenen Jahres. Danach kann
bis in den frühen Morgen durchgetanzt werden.

Am Schmotzige Dunschtig beginnt mit der Kernzeit der Fasnet die traditionelle
Sunthauser „Hausfasnet“, während der das närrische Volk das Dorf nicht verläßt.
Den Tag eröffnet eine Gruppe junger musizierender Narren. Frühmorgens zieht sie
mit Trommeln und Blasmusik durch den Ort, um dafür zu sorgen, daß niemand die
wichtigsten Tage des Jahres verschläft. Nach einem stärkenden Frühstück erfolgt die
Befreiung des Kindergartens und damit der Sieg der Narren über den Ernst des
Lebens. Nach dem Aufstellen des Narrenbaums auf dem Dorfplatz erfolgt die
Machtübernahme der Narren mit dem alten Brauch der Schlüsselübergabe durch den
Schultheiß. In der Turnhalle vertreibt die Kinderfasnet mit unterschiedlichen
Darbietungen den Kindern und jüngeren Narren die Zeit, während die älteren sich bei
buntem Treiben in den Besenwirtschaften vergnügen. Am Abend schließlich
veranstaltet die Sunthauser Guggämusik „Die Taktlosen“ alljährlich den
Hemdglonkerball.

Am Freitag empfangen die „Kötach-Buure“ auf ihrem Zunftball bis zu 300 Hästräger
von verschiedenen Narrenzünften aus der Region, die gemeinsam an einem
abwechslungsreichen Programm mitwirken und für Stimmung bis in die
Morgenstunden sorgen.

Der Samstag beschert den Narren eine Ruhepause und die Möglichkeit, sich auf den
zweiten Teil der Fasnetwoche vorzubereiten.

Am Sonntag findet nach dem Zunftmeisterempfang im Schulgebäude der Umzug
statt. Anschließend ziehen die Narren durch die Lokale und Besenwirtschaften im
Dorf. In der Halle versorgen die „Kötach-Buure“ ihre Gäste mit Speis und Trank,
während der Musikverein Sunthausen für Stimmung sorgt. Gleichzeitig erfolgt der
Verkauf der Narrenzeitung „Loschori“, die vom „Harten Kern“, einer Gruppe junger
Männer zwischen 20 und 30 Jahren, alljährlich herausgegeben wird.
Am Fasnetmontag zieht es die „Kötach-Buure“ erstmals raus aus ihrem Dorf, da der
Umzug der Patenzunft Bad Dürrheim ansteht.

Am Dienstag wird allmählich das Ende der Fasnet eingeläutet. Das Verbrennen des
Narrenbaums beendet die närrische Zeit. In Trauer gekleidet bejammern die Narren
das Ende der tollen Tage, während die Musik ihrer Stimmung durch das Spielen
trauriger und sentimentaler Lieder Ausdruck verleiht.
Am Aschermittwoch beginnt für die Narren die Fastenzeit mit dem traditionellen
Fischessen und einem ersten Rückblick auf die zurückliegende Fasnet. Mit der
Rückgabe des Schlüssels aus den Händen der Narren erhält der Schultheiß auch die
Amtsgewalt zurück.

Auch während des Jahres bleiben die „Kötach-Buure“ aktiv. An einem Sonntag im
September findet das Sommerfest statt. Am Samstag vor dem dritten Sonntag im
Oktober veranstaltet die Narrenzunft ihr Kilbigfest. Die alljährliche
Generalversammlung am Samstag vor dem 11.11. bedeutet schließlich das offizielle
Ende der Fasnetsaison.

Website der NZ Sunthausen e.V.
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